Von neuen, biologisch abbaubaren Materialien bis hin zu KI-gestützten Recyclinglösungen - die Zukunft der Kreislauf-IT steht vor der Tür. Aber wie kommen wir dorthin - und was muss zuerst geschehen?

Andreas Nobell, Experte für Kreislaufwirtschaft und eine der treibenden Kräfte hinter den sich entwickelnden Kriterien von TCO Certified, glaubt, dass wir kurz vor großen Veränderungen stehen. Hier erzählt er, was bereits in Bewegung ist - und was kurz bevorstehen könnte. Digitale Produktpässe, innovative Eigentumsmodelle und neue Technologien könnten dazu beitragen, dass die IT-Branche in den kommenden Jahren einer echten Kreislaufwirtschaft sehr viel näher kommt.

Eine zehnjährige Lebensdauer zur neuen Normalität machen

Mit Blick auf die Zukunft ist das Ziel klar: IT-Produkte sollten mindestens zehn Jahre lang nutzbar sein. Um dies zu erreichen, müssen die Anforderungen an Materialien und Design erhöht werden - nicht nur, um die Haltbarkeit der einzelnen Komponenten zu gewährleisten, sondern auch, um ihr Zusammenspiel so lange wie möglich zu optimieren. Indem wir Schwachstellen erkennen und beheben, können wir dazu beitragen, dass Produkte viel länger funktionsfähig bleiben.

Technologie mit geringer Leistung muss zugunsten von robusten Teilen, vom Benutzer austauschbaren Batterien und längeren Support-Programmen aus dem Verkehr gezogen werden. "Wir verlangen bereits fünf Jahre Support", erklärt Andreas. "Aber jede Generation von TCO Certified geht weiter. Bis 2033 sollten zehn Jahre der neue Standard sein."

Darüber hinaus wird die kommende EU-Richtlinie über umweltbezogene Angaben vorschreiben, dass umweltbezogene Angaben durch verifizierte Daten gestützt werden müssen - ein Schritt, der die Verantwortlichkeit über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg stärkt. Mit klaren, verbindlichen Kriterien und einer unabhängigen Überprüfung der Einhaltung spielt TCO Certified eine wichtige Rolle im Kampf gegen Greenwashing.

Schaffung der Grundlagen

Eine der bedeutendsten Veränderungen, die sich abzeichnet, ist der digitale Produktpass (DPP), der nach den neuen EU-Rechtsvorschriften bis 2030 verpflichtend sein soll. Diese Pässe werden unsere Nutzung von IT-Produkten neu gestalten und wichtige Informationen darüber enthalten, wie ein Produkt repariert werden kann, wo Ersatzteile erhältlich sind und wie ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Ende der Lebensdauer aussieht. TCO Certified unterstützt diese Initiative bereits, indem es eindeutige Produktkennzeichnungen für alle zertifizierten Produkte vorschreibt.

Der neue Reparaturfreundlichkeitsindex für mobile Geräte ist ein weiterer wichtiger Schritt nach vorn. Indem er angibt, wie einfach ein Produkt zu warten und zu reparieren ist, dient er als nützliches Instrument für Käufer - und bietet den Herstellern gleichzeitig einen Anreiz, bessere Supportprogramme anzubieten.

Hören Sie unserem Experten für Kreislaufwirtschaft, Andreas Nobell, zu, wenn er über die Zukunft der Kreislaufwirtschaft und der IT spricht.

Ein neuer Blick auf das Leben nach dem Tod

Irgendwann geht auch eine lange Lebensdauer zu Ende, was den nächsten Schritt nach sich zieht - die Entsorgung von Altgeräten. Das schnell wachsende Problem des Elektroschrotts ist eine der dringendsten Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.

"Elektroschrott ist kein nationales Problem, sondern ein globales", betont Andreas. "Heute werden nur 17 Prozent des weltweiten Elektroschrotts gesammelt."

Um die Markeninhaber zu ermutigen, mehr Verantwortung für den Umgang mit Altprodukten zu übernehmen, hilft TCO Certified beim Aufbau internationaler Recycler-Netzwerke und unterstützt globale Rücknahmesysteme. Diese Bemühungen nehmen immer mehr Fahrt auf. Bis zum Jahr 2033 sieht Nobell eine Welt, in der grenzüberschreitendes Recycling und Materialrückgewinnung auf dem Weg zu einer breiten Umsetzung sind. IT-Abfälle werden dann weniger eine Gefahr als vielmehr eine Ressource darstellen und eine echte Kreislaufwirtschaft unterstützen.

Was passiert danach? Da werden die Dinge noch interessanter.

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Was und wie:

Kreislaufwirtschaft und IT-Produkte

Hier erhalten Sie praktische Tipps für den Kauf und die Verwendung von IT-Produkten, mit denen Sie wichtige Nachhaltigkeitsziele erreichen können.

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Über 2033 hinaus: neue Materialien und Modelle

Kompostierbare und leicht wiederverwertbare Materialien halten bereits Einzug in die Elektronik und erleichtern die Verarbeitung von Leiterplatten und Batterien ohne giftige Abfälle. In der Zwischenzeit machen neue Fortschritte in der KI, Robotik und Bilderkennung die Materialrückgewinnung intelligenter, schneller und effizienter. Zusammengenommen könnten diese Entwicklungen das Gleichgewicht in Richtung "Urban Mining" verschieben, bei dem Ressourcen aus gebrauchter Elektronik zurückgewonnen werden, anstatt sie aus nicht erneuerbaren Quellen zu gewinnen.

Andreas glaubt, dass Produkte zunehmend aufgrund ihrer dauerhaften Funktionalität und ihres Designs geschätzt und nicht mehr als Wegwerfartikel behandelt werden. Diese veränderte Denkweise könnte einen grundlegenden Wandel der Geschäfts- und Eigentumsmodelle bewirken. "Ich sehe, dass wir uns in Richtung IT als Dienstleistung bewegen, anstatt nur die Produkte zu besitzen", sagt Andreas.

Eine Reise, die sich lohnt

Die Kreislaufwirtschaft in der IT ist kein Flackern am Horizont. Der Wandel in der Art und Weise, wie wir IT-Produkte entwerfen, nutzen und darüber nachdenken, ist bereits im Gange.

Um den Fortschritt zu beschleunigen, müssen sowohl Käufer als auch IT-Marken beginnen, Kreislaufwirtschaft als Standard und nicht als Ausnahme zu betrachten. TCO Certified bietet einen strukturierten, praxisnahen Ansatz, der sich auf Wissenschaft, Gesetzgebung und Zusammenarbeit mit der Industrie stützt. Indem wir langfristige Ziele in reale Ergebnisse umsetzen, zeigen wir, dass es nicht nur machbar ist, Nachhaltigkeit zu einem selbstverständlichen Bestandteil der IT zu machen, sondern dass es auch ein Geschäftsvorteil ist.

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Unsere Roadmap für nachhaltige IT hat klare Ziele in vier Schlüsselbereichen: Klima, Stoffe, Kreislaufwirtschaft und Lieferkette.